Interview mit Thijs Afman und Luisa Niehenke, Prowind
Wie beurteilen Sie die zukünftige Bedeutung der erneuerbaren Energien?
Thijs: Erneuerbare Energien sind die Zukunft. Wenn sie es nicht wären, wären wir nicht im Bereich der erneuerbaren Energien tätig. Erneuerbare Energien sind die Antwort auf viele Dinge, nicht nur auf den Klimawandel, sondern auch auf die Energieunabhängigkeit. Sie bringen auch wirtschaftliche Vorteile mit sich.
Können Sie uns etwas über Ihre Organisation und Ihre Rolle erzählen?
Luisa: Prowind Deutschland wurde im Jahr 2000 gegründet und begann nur mit Windprojekten, was immer noch unser Kerngeschäft ist, aber wir entwickeln mittlerweile auch Solarparks. Wir sind 2017 in den niederländischen Markt eingetreten und in den letzten Jahren gewachsen. Die Muttergesellschaft hat jetzt 150 Mitarbeiter, davon 14 in den Niederlanden. Ich habe im Januar 2022 als Asset Manager bei Prowind angefangen und bin als solche für die niederländischen Betriebsanlagen verantwortlich. Ich habe den Überblick über das technische Betriebsmanagement, das Vertragsmanagement, die Liquiditätsplanung mit den Finanzmanagern, das Stakeholder-Management und die Kommunikation mit allen beteiligten Parteien. In diesem Zusammenhang war ich auch an der Planung für die BNK beteiligt.
Thijs: Ich bin 2011 in die Windenergiebranche eingestiegen, als ich eine Stelle bei Enercon antrat. Im Mai 2022 kam ich als Geschäftsführer zu Prowind in den Niederlanden. Ich bin Elektroingenieur und besitze eine Pilotenlizenz. Ich habe also eine doppelte Verbindung zur BNK, nicht nur als Betreiber eines Windparks, sondern auch als Pilot. Wenn es um Prowind und unsere Aufgabe geht, sind wir stolz darauf, enge Beziehungen zu den umliegenden Gemeinden zu haben und unsere Anlagenmit der Gemeinschaft zu teilen.
Standort des Windparks: | Arnhem, Nieuwe Havenweg, 6827 BA Arnhem, Niederlande |
Anzahl der Windturbinen: | Prowind B.V. hat die Entwicklung, die Finanzierung und den Bau dieses Windparks geleitet, der aus insgesamt 4 Enercon-.WEA mit einer installierten Leistung von jeweils 4,2 MW besteht; BNK wurde auf allen vier Anlagen installiert |
Installierte Gesamtleistung: | 12,6MW Pleij B.V. plus 4,2MW Raedthuys |
BNK aktiviert seit: | März 2024 |
Macht die Nähe zur Gemeinde die BNK besonders relevant für Ihren Windpark?
Luisa: Auf jeden Fall. Das Besondere an diesem Windpark ist, dass er sich in einem städtischen Gebiet befindet, in der Stadt Arnhem. Alle Augen sind also auf die Turbinen gerichtet. Wir haben immer sehr deutlich gemacht, dass wir ein BNK-System installieren wollen, um die Akzeptanz zu erhöhen. Wir waren auch einer der ersten Windparkbetreiber, der diesen Prozess mit dem ILT (Anmerkung d. Verfassers: Niederländisches Ministerium für Infrastruktur- und Wasserverwaltung) durchlaufen hat. Es hat eine ganze Weile gedauert, weil es sowohl für uns als auch für die Behörde neu war, aber wir arbeiteten in die gleiche Richtung und hatten ein gemeinsames Ziel. Die BNK deckt jetzt alle vier Turbinen ab, von denen wir drei zusammen mit der Rijn en Ijssel Coöperatie betreiben.
Thijs: Wir befinden uns auch in der Nähe eines Flugplatzes der Luftwaffe, so dass wir zusätzliche Studien anfertigen lassen mussten. Außerdem ist es das erste BNK-System in der Provinz Gelderland, was auch etwas Besonderes ist. Wir bekommen viel Anerkennung für unsere Bemühungen, die Lichtverschmutzung von den Anwohnern fernzuhalten, was ein Grundprinzip von uns ist: Als Prowind kümmern wir uns um unsere Projektnachbarn, auch wenn das mit einigen Kosten verbunden ist.
Was war Ihr erster Eindruck, als Sie von BNK gehört haben?
Luisa: Ich wusste nicht allzu viel über das System, bevor wir uns entschieden, es zu installieren, aber ich habe mit unserem technischen Betrieb in Deutschland darüber gesprochen. Das Hauptziel für uns war es, das System rechtzeitig zu installieren, da es gesetzlich vorgeschrieben ist und um Strafzahlungen zu vermeiden. Die BNK ist für unsere deutschen Windparks schon seit einigen Jahren ein wichtiges Thema. Die entsprechenden Systeme rechtzeitig in Betrieb zu nehmen, war eine ziemliche Herausforderung für unsere Betriebsleitung.
Thijs: Ich habe 2013 das erste Mal davon gehört. In den Niederlanden hat es sehr lange gedauert, bis die Behörden es überhaupt als Möglichkeit zugelassen haben. Der Windpark Krammer (Anmerkung d. Verfassers: Windpark Krammer war das erste realisierte BNK-Projekt in den Niederlanden und wurde ebenfalls von der LSS ausgestattet) war ein guter Anfang, aber bis zur allgemeinen Genehmigung dauerte es Jahre. Es war frustrierend für die Entwickler, aber auch für die Anwohner, dass es so lange dauerte.
photo by Prowind
Wie war das Feedback der Anwohner?
Thijs: Besonders im Beteiligungsprozess mit den Anwohnern ist dieses Thema eines der wichtigsten. Sie sagen uns direkt, dass es angegangen werden muss, damit sie das Projekt unterstützen können. Was sie sagen, ist im Wesentlichen: „Es muss ein System geben, das die Störung durch Licht verhindert.“
Können Sie uns etwas über Ihre Zusammenarbeit mit LSS erzählen?
Luisa: Mein erster Kontakt mit LSS erfolgte über die LSS-Projektleiterin Carmen Baumann, die ich als zuverlässige und erfahrene Person erlebt habe. Die gesamte Projektierungsphase war eine durchweg positive Erfahrung für beide Seiten. Ein Highlight war, als Jochen Fuglsang-Petersen, Head of Technology der LSS, der später in den Prozess eingestiegen ist und ja auch Pilot ist, uns besuchte.
Thijs: Es war in der Tat ein recht umfangreicher Testflug und eine neue Erfahrung für alle Beteiligten, aber es lief gut.
„Wir bekommen viel Anerkennung für unsere Bemühungen, die Lichtverschmutzung von den Anwohnern fernzuhalten.“
– Thijs Afman
Gibt es konstruktive Kritik? Wo sehen Sie noch Verbesserungsmöglichkeiten?
Luisa: Der Transpondertest in Bodennähe war eine ziemliche Herausforderung und es gibt immer noch einige Probleme mit unserer Internetanbindung, aber wir sind auf einem guten Weg, und Carmen hat uns wirklich geholfen, den Prozess zu beschleunigen. Es gab auch Fragen von Anwohnern, vor allem in den Sommermonaten, warum die Lichter noch an waren. Wenn es also um die Wahrnehmung der Öffentlichkeit geht, wird das System beobachtet und es gibt durchaus Druck, damit es fertig wird. Aber wir haben die gleiche Erfahrung mit einem anderen BNK-Anbieter in Deutschland gemacht, die Mobilfunkverbindung ist nicht so stabil wie eine Breitbandverbindung.
Können Sie sich für die Zukunft eine weitere Zusammenarbeit mit LSS vorstellen?
Thijs: Sicher, wenn der Preis stimmt (lacht). Aber im Ernst: Wenn wir es noch einmal installieren könnten, würden wir uns von Anfang an auf die Zuverlässigkeit der Internetanbindung konzentrieren und darauf, wie wir sicherstellen können, dass es beim ersten Mal klappt, und wie wir den Prozess etwas reibungsloser gestalten können.
Luisa: Ein weiterer kritischer Punkt ist natürlich, wie leicht es den Genehmigungsprozess durchlaufen wird, da es einige Abweichungen vom deutschen Prozess gibt. Einen Piloten im LSS-Team zu haben, war sehr hilfreich, um die Dinge mit den Behörden zu klären, was uns bei zukünftigen Projekten helfen wird.
„Das wichtigste Prinzip: Am Ende geht es immer um Menschen.“
– Thijs Afman
Wie sehen Sie die Zukunft der BNK in den Niederlanden und auch weltweit?
Thijs: Im Moment ist das System hier noch neu, aber ich bin überzeugt, dass es zum Standard werden wird, ähnlich wie beim Thema Schattenwurf.
Wenn andere Betreiber nun daran interessiert sind, ihre Windparks mit BNK auszustatten, welche Ratschläge haben Sie dann für sie?
Thijs: Einige sehr pragmatische Ratschläge: Stellen Sie sicher, dass Sie Breitbandverbindung verwenden. Nehmen Sie sich Zeit für den Prozess und stellen Sie sicher, dass Sie eine gute Beziehung zu den Behörden aufbauen, das macht das Leben sehr viel einfacher. Und der wichtigste Teil: Am Ende geht es immer um Menschen.
Vielen Dank, Thijs und Luisa, dass ihr eure Erfahrungen und Erkenntnisse mit uns geteilt habt!